Young-Jae Lee
Gefäße

28. März 2004 - 31. Mai 2004

Nur im europäischen und nord-amerikanischen Kulturkreis gibt es eine - historisch-begründete - Trennung zwischen Kunst und »angewandter Kunst«, bzw. »Kunstgewerbe«. In Asien gab und gibt es diese Trennung zwischen Kunst und Kunstgewerbe so nicht. Zwar genießen Kalligraphie und Malerei (insbesondere die der sogenannten »Literatenmaler«) dort besonders hohes Ansehen, andere Gebiete wie Architektur, Skulptur, Keramik, Lackkunst, Textilkunst werden als »Handwerk« betrachtet, doch die Unterscheidung, ob ein Gegenstand zum Gebrauch oder »nur« zu kultischen oder ästhetischen Zwecken geschaffen und verwendet wird, spielt keine Rolle. Was hier zählt, ist die einem Objekt innewohnende Qualität.

Dieses Thema der künstlerischen Qualität steht im Zentrum der Ausstellung des Museum Morsbroich mit den Gefäßen der koreanischen Keramikerin Young-Jae Lee. Die Ausstellung macht sich zur Aufgabe, die Frage »Kunst« oder (nur) »angewandt«? neu zu stellen, mit dem Ziel, mit Hilfe einer neuen Einschätzung der Keramik von Young-Jae Lee die traditionelle Unterscheidung von U und E in der bildenden Kunst zu überwinden zugunsten einer neuen, an der Qualität orientierten Betrachtungsweise. Gisela Jahn hat schon vor einigen Jahren zu diesem Thema festgestellt: »Wir sind es gewohnt, in der Keramik der alten Zeiten, des Okzidents wie des Orients, Kunstschätze von höchstem Rang zu bewundern. Von Idolen, Grabfiguren oder dekorativen Kleinplastiken einmal abgesehen, ist es immer wieder das Gefäß, das uns dabei fasziniert: Wir begegnen ihm als Kunstwerk. Dass diese Gefäße zum Gebrauch bestimmt waren, spielt in unserer Rezeption kaum eine Rolle. Die Zeit wohl, die seit ihrer Entstehung vergangen ist, und ihre Vollendung lassen uns das vergessen.«

Eine solche ausschließliche Orientierung an der Qualität und Aura der Objekte ist auch für die Betrachtung der Gefäße von Young-Jae Lee zu fordern.
Aus diesem Grund präsentierte das Museum Morsbroich die Werke von Young-Jae Lee unter denselben Voraussetzungen wie alle anderen Kunstwerke auch: In klar definierten Räumen, ohne störende Zutaten und in hellem Licht, damit die Betrachtung sich ganz auf das Wesentliche, die Erscheinung des Kunstwerkes konzentrieren kann.

Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen mit Texten von Gisela Jahn und Willibald Veit. Die Ausstellung wurde ermöglicht durch das großzügige Engagement der RAG Aktiengesellschaft.

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