Personal Affairs.
Neue Formen der Intimität

Urgency I
Wolfgang Tilmanns
Urgency I
2006
Inkjet-Print
290 x 399 cm
 
Wolfgang Tillmans
Four Boots
1992
Inkjet-Print
200 x 137 cm
 
Wolfgang Tillmans
milkspritz
1992
Inkjet-Print
137 x 200 cm
03. Dezember 2006 - 18. Februar 2007

Während in den Massenmedien private Äußerungen von Bürgern und Prominenten eine nie da gewesene Offenheit und Reichweite erzielen, ist in der Bildenden Kunst ein äußerst präziser und bewusster Umgang mit intimen Zeugnissen zu beobachten. Die Ausstellung »Personal Affairs« zeigte 23 Positionen zeitgenössischer Künstlerin-nen und Künstler, die sich mit dem Thema Intimität auseinander setzten.

Die Künstler verstanden sich nicht als Voyeure, sondern als Vermittler zwischen ei-ner in sich geschlossenen Sphäre des Privaten und einem größeren Publikum. Der polnische Künstler Artur Zmijewski hat einem Überlebenden der Konzentrationslager das Versprechen abgenommen, die Tätowierung seiner Gefangenennummer erneu-ern zu lassen und damit dem Verblassen der Erinnerung an den Holocaust entge-genzuwirken. Ein Video dokumentiert die Zweifel und das Zögern des Betroffenen, das Insistieren des Künstlers und schließlich die neuerliche Tätowierung.

Andere Arbeiten stellen auf radikale Weise die Frage nach der Bedeutung intimer Äußerungen für Dritte: Was macht den Einblick in die Sphäre des Privaten so inte-ressant, dass das Publikum ihm mit derart gesteigerter Neugier begegnet? Tobias Rehberger spielt mit der alten Sehnsucht nach Authentizität, wenn er Kleidungsstü-cke von Prominenten zu Fenstervorhängen umarbeitet. Auch Tracey Emin präsen-tiert vermeintliche Reliquien der Intimität, indem sie die Slips, die sie im Zusammen-hang mit erotischen Abenteuern getragen hat, in einer Box mit der Aufschrift »All the Love I Have Made« ausstellt.

Die Künstler demonstrieren, dass das Spiel mit dem Intimen immer ein komplexes Spiel mit der Frage nach Beobachtung ist. Wie Illustriertenleser oder Fernsehzu-schauer haben auch die Ausstellungsbesucher teil an Vorgängen, die normalerweise ihrem Einblick entzogen sind, jedoch nicht im geschützten Bereich des heimischen Wohnzimmers, sondern in aller Öffentlichkeit. Auf diese Weise werden die Betrachter selbst zu Beobachteten, und dieses Wissen verändert ihr Verhalten.

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