VIP III
Arena der Abstraktion

24. September 2006 - 12. November 2006

Die Ausstellung „Arena der Abstraktion“ entwarf ein eindrucksvolles Bild von fünfzig Jahren zeitnaher Sammlungstätigkeit des Museums Morsbroich. Sie zeigte damit exemplarisch die Sammlungsstruktur eines Museums, aber auch die Individualität und Unverwechselbarkeit der Morsbroicher Sammlung und deren aktuelle Bedeutung für die heutige Kunst.

Wie in einer Arena standen sich unterschiedliche künstlerische Konzepte gegenüber und spielten ihr Potenzial für die Zukunft aus. Gilt Malewitschs „Schwarzes Quadrat auf weißem Grund“ von 1913 als Stunde null der gegenstandslosen Malerei, so hat der Diskurs der Abstraktion heute eine fast hundertjährige Geschichte. In ihr wurden die gegensätzlichsten Positionen abstrakter Kunst bildnerisch realisiert und durch Programme und Manifeste theoretisch untermauert. Konstruktivismus und Informel, Monochromie und Colourfield, Action Painting oder Radikale Geometrie sind nur einige aus der großen Bandbreite wesentlicher Darstellungsformen.

In der jüngsten Vergangenheit erschlossen der Einbezug und die Reflexion digitaler Bilder neue Möglichkeiten.

Das Museum Morsbroich konzentrierte sich in der aktuellen Präsentation seiner Sammlung auf den Diskurs der Abstraktion. Gegründet im Jahr 1951 als eines der ersten Museen für zeitgenössische Kunst im Rheinland, besitzt es nahezu vierhundert Gemälde und Skulpturen sowie an die fünftausend grafische Blätter. In diesem Bestand nehmen die ungegenständlichen Tendenzen einen bedeutenden Stellenwert ein und prägen somit wesentlich Charakter und Struktur der Sammlung.
Bereits in den fünfziger Jahren wurden in Morsbroich neben Werken figurativer Künstler der Vorkriegszeit wie Heckel, Jawlensky, Münter, Schlemmer schon Arbeiten aus dem Bereich der zeitgenössischen Abstraktion erworben. In diese Zeit fielen Ankäufe von Bildern des Informel, etwa von Peter Brüning, Manolo Millares oder Jean-Paul Riopelle. Auch die konstruktiven Werke des ersten Leverkusener Documenta-Teilnehmers Günter-Ferdinand Ris wurden früh Teil der Sammlung.

Die sechziger Jahre waren gekennzeichnet durch zentrale Erwerbungen aus dem Bereich der internationalen Abstraktion. Arbeiten von Lucio Fontana, Yves Klein, Otto Piene, Serge Poliakoff, Ad Reinhardt und vielen anderen gehörten dazu. Auch Werke von Künstlern, die das Gesicht der sechziger Jahre maßgeblich prägten, heute jedoch nahezu vergessen sind, wie etwa Roberto Crippa, Wojciech Fangor oder Tess Jaray, bilden wichtige Positionen in der Sammlung des Museums und betonen deren individuellen Charakter. In der Ausstellung „Arena der Abstraktion“ präsentieren sie sich als spannende Wieder-Entdeckungen.

In den siebziger und achtziger Jahren wurden Arbeiten der zeitgenössischen geometrischen Abstraktion (etwa von Richard Joseph Anuskiewicz, François Morellet und Jan J. Schoonhoven) sowie der konstruktiven abstrakten Skulptur angekauft (Anthony Caro, Tim Scott, Giuseppe Spagnulo und andere). Auch Positionen der expressiven malerischen Gestik (Arcangelo, Hermann Nitsch, Arnulf Rainer, Emil Schumacher) und Bilder der Décollagisten (François Dufrêne, Raymond Hains, Mimmo Rotella, Jacques Mahé de la Villeglé) gehören zu den interessanten Erwerbungen dieser Jahrzehnte.

In den neunziger Jahren schuf David Rabinowitch speziell für das Museum Morsbroich eine raumgreifende Bodenskulptur aus Stahl. Wertvolle Privatsammlungen, die als Schenkungen den Museumsbestand bereichern, wie die Sammlung Marianne und Fritz Walter steuerten Werkkomplexe von Rudolf Schoofs, Karl Otto Götz und Bernard Schultze bei.

Im neuen Jahrtausend wurden auch figurative Positionen für die Sammlung erworben, jedoch bilden Werke der internationalen Abstraktion weiterhin einen wichtigen Strang der Sammlungskonzeption. So umfasst die Sammlung auch ganz aktuelle Bilder etwa von Pia Fries, Fiona Rae, Juan Uslé, Bettina Pousttchi, Peter Reichenberger und Rémy Zaugg.

Die Präsentation „VIP III. Arena der Abstraktion“, die nach VIP I (2002) und VIP II (2004) die Ausstellungsreihe „VIP“ abschließt, zeigt den Kerngedanken der Sammlung des Museums Morsbroich in konzentrierter Form.

Werkgruppen und Stilrichtungen wie Informel, geometrische Abstraktion, Monochromie und Farbfeldmalerei bilden eine Folge von Raumeinheiten, die durch zeitgenössische abstrakte Werke spannungsvoll gebrochen wird. Konzeptionellen Zuspitzungen wie dem „black-painting“ oder den „weißen Bildern“ sind einzelne Räume gewidmet.

Die Ausstellung stellte den Besucher mitten in die „Arena der Abstraktion“, in der wesentliche Bildformen und Konzepte aufeinander trafen. Er wurde herausgefordert zu einer intensiven Auseinandersetzung. Die Ausstellung wurde kuratiert von Ute Riese.


Künstler-Liste

Yaacov Agam
Josef Albers
Getulio Alviani
Richard Joseph Anuskiewicz
Arcangelo
Frank Badur
Imre Bak
Joachim Bandau
Heinz Breloh
Peter Brüning
Franz Bucher
Alexander Calder
Antonio Calderara
Felice Canonico
Anthony Caro
Enrico Castellani
Roberto Crippa
Sven Drühl
Ulrich Erben
Wojciech Fangor
Adolf Fleischmann
Lucio Fontana
Sam Francis
Pia Fries
Raimund Girke
Karl Otto Götz
Gotthard Graubner
Alan Green
Rainer Gross
Raymond Hains
Erwin Heerich
Barbara Hepworth
Ernst Hermanns
Jiri Hilmar
Edgar Hofschen
Tess Jaray
Reimer Jochims
Yves Klein
Hermann Kleinknecht
Imi Knoebel
Norbert Kricke
Eric Lanz
Adolf Luther
Piero Manzoni
Almir Mavignier
Gino Meloni
Henri Micheaux
Mohammed Melehi
Francois Morellet
Robert Morris
Robert Motherwell
Louise Nevelson
Hermann Nitsch
Blinky Palermo
Alicia Penalba
Otto Piene
John Plumb
Bettina Pousttchi
Heinz-Günter Prager
David Rabinowitch
Fiona Rae
Arnulf Rainer
Ad Reinhardt
Gerhard Richter
Günter Ferdinand Ris
Manuel Rivera
John Rudge
Michael Schoenholtz
Jan J. Schoonhoven
Tim Scott
Francesco Somaini
Keith Sonnier
Jesus Rafael Soto
Giuseppe Spagnulo
Walter Stöhrer
Antonio Suarez
Miroslav Sutej
Luis R. Tomasello
Günther Uecker
Juan Usle
Emilio Vedova
Jacques Mahe De La Villegle
Bernd Zimmer

Zurück zur Übersicht